INTERNATIONALE Positionen 2024

SCHNEISE

Dirk Pleyer

in Kooperation mit
Lippische Kulturagentur, Landesverband Lippe
Stadt Schieder-Schwalenberg

Fotos: Jörg Bierwirth

Landschaft trifft Gestus

In Pleyers Malerei liegen Idylle und Dramatik eng beieinander: Aufsteigendes Wachstum und drohender Verfall wechseln sich ab, bilden Umschwünge.

Es entstehen Spannungsstufen zwischen abstrahierter Scheinräumlichkeit, neoromantischer Gefühlsregung, klassisch aufgebauter Bildkonstruktion und informeller Gestik.

Im Robert Koepke Haus zeigt er u.a. eine Bildinstallation aus mehreren Hundert Einzelbildern, die eine verbindende Schneise schlägt und den Blick zur malerischen Tradition des Ortes öffnet.

Der genius loci als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung

Die verlassene Schwalenberger »Künstlerklause« war um 1920 Treffpunkt einer großstädtischen Malerszene. Pleyer fand dort Zeitlosigkeit, die ihn auf geschichtliche Verwerfungen und kulturelle Lücken in Folge zweier Weltkriege stieß. Die daraus entstandenen Bilder waren verzerrt und zeitlich verschwommen.

Malerei im geschichtlichen Kontext

Pleyer fühlte sich als Widerpart und Bindeglied zu den damaligen Kolleglnnen, eine offene Stelle füllend, sich abgrenzend und doch ihren Weg weiterführend. Malerei lebt im geschichtlichen Kontext: in Deutschland mit Innovationen nach dem 1. Weltkrieg, Verboten während des 2. Weltkrieges, der freien Geste ab 1945. Ein Weg der Malerei: Schneisen durch Verwüstung nutzen kulturelle Lücken als Neuanfang.

Die Lücke als Wegweiser

Ausgehend von der »Lücke als Wegweiser« wird Pleyer bereits vorhandenen großformatigen Bildern eine Werkreihe von ca. 300 kleinen Arbeiten folgen lassen: in rasterförmiger Konstellation von gegenüberliegenden Wänden als Klammer über den Boden laufend in den Raum ragend. Die Installation soll im »Robert Koepke Haus« eine klare optische Trennung setzen – sich zwischen die Bildreihen in die Symmetrie des Raumes stellend, beide »Flügel« der Bildschneise betrachtend und mittels Ausblick das Aussen auf sich wirken lassen. TITEL UND AUSSAGE: »Zeit« begreift Pleyer als individuelle Lebenskomponente innerhalb eines historisch verorteten Überbaus, woran er erinnern will. Viele Menschen wähnen sich in einer »Zeitenwende« mit im Vergleich zu den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts unheilvollen Wiederholungsmustern. Die Installation soll mittels der abstrahierten Geschichte der Malerstadt Schwalenberg den Faktor Zeit als menschlich begründete und geschichtlich zu hinterfragende Taktung thematisieren.

Pleyers »Schneise« begreift sich – im Wortsinn – gleichzeitig als freigelegte Grenzziehung und optisch/zeitliche Verbindungsmetapher.

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