07.07.−08.09.2022
HELGA NTEPHE
trotzdem und überhaupt…
erste Retrospektive
2 Beispiele aus dem analogen / digitalen Werk von Helga Ntephe . mehr auf ntephe-art.de
In dieser ersten retrospektiven Ausstellung gibt Helga Ntephe Einblicke in ihre künstlerische Lebenssammlung voller Verflechtungen und Bezügen zu biografischen Stationen und deren Geschichte, durchwebt von musikalischen Impulsen. In reflektierender Auseinandersetzung mit dem Beobachteten, Erlebten entstand in über 40 Jahren ein vielschichtiges Werk aus Malerei, Zeichnung und Druckgrafik.
die Ausstellung trotzdem & überhaupt… 2021 . Fotos © Alex Hilbert
H. Ntephes Arbeitsschwerpunkt lag seit 2001 auf digital art und Installation – begleitet von poetischen Texten. Unser Konzept der Ausstellung »in TRACHT«, an dem die Künstlerin maßgeblich beteiligt war, führte sie nach 20 Jahren zurück zu Malerei und Zeichnung. Das 2022 entstandenen Bild »Und Sonntags tanz ich rot« bildete den Abschluss des Rundgangs durch die Ausstellung. Für die Künstlerin beginnt hier, völlig unerwartet, eine neue Werkphase, auf die man in den kommenden Jahren gespannt sein darf.
LINKS: Und Sonntags tanz ich rot, 2022 . Gouache, Eitempera, Öl auf Nessel
RECHTS: Nocturne I−IV, 2018 . Buntstift, Bleistift auf Bütten
Foto © Alex Hilbert
Zur Eröffnung gab Jens Reuleckes Performance »Verzauberung – Hommage à Helga Ntephe« einen intensiven Einblick in eine sich über viele Jahre gegenseitig unterstützende und inspirierende Künstlerfreundschaft mit parallelen Erfahrungen in Lebensphasen wie die Zeit mit Nigeria (Ntephe) / dem Niger (Reulecke), oder das Istanbul-Projekt, an dem Beide beteiligt waren. Die Texte der Performance entstanden aus Gesprächen und E-Mails dieser Künstler-Freundschaft.
Jens Reuleckes Performance: Verzauberung – Homage á Helga Ntephe . Fotos © Alex Hilbert
Helga Ntephe wurde 1952 in Berlin geboren und wurde 1983 Meisterschülerin der UdK Berlin. 1992−2001 Konzentration auf Mythologie, Kunst und Kultur Nigerias (Studienreisen). 2006 VBK-Kunstpreis/ Benninghauspreis, 1991 Internationaler Sennefelder Preis für Lithografie (Nominierung). Vertreten in diversen öffentlichen Sammlungen.
Seit 2016 hat Helga Ntephe ihr Atelier in Schwalenberg (OWL), wodurch sich neue Themen eröffnen und die Rückkehr zur Malerei vorbereiten.
Ihre Arbeiten werden regelmäßig in Berlin gezeigt – u.a. 2010/11 im Georg Kolbe Museum (Ausstellungsbeteiligung) – sowie deutschlandweit, in Belgien, Frankreich, Süd-Korea, Lettland, Senegal, Schweiz, Türkei und USA. Zahlreiche Projekte im In- und Ausland, seit 2017 Vorstandsarbeit im Kunstverein-Schieder-Schwalenberg e.V.
Selfie © Helga Ntephe 2022
Helga Ntephe ging es in den 80er und 90er Jahren nicht viel anders als Künstlerinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Camille Claudel, Paula Modersohn-Becker oder Lee Krasner – wie viele andere auch – erhielten sie die verdiente Anerkennung oft erst nach dem Tod ihrer Männer. In dem Punkt hatte sich in fast 100 Jahren auf dem Kunstmarkt wenig verändert. Frauen sollten begleitende Musen sein, schillernd, aber doch bitte still im Hintergrund, wenn die männlichen Kollegen ihren großen Auftritt hatten. Als das Misstrauen gegenüber der Eigenständigkeit und Bedeutung ihrer Arbeit endlich schwand, öffnete sich die Mauer für neue Künstlerpersönlichkeiten – vorwiegend Männer. Und als der Hype vorüberging, war »junge Kunst« gefragt: Mit über 35 war Ntephe ohne namhafte Galerie für den Kunstmarkt so gut wie tot. Zunehmend im Hintergrund arbeitend, begann sie sich stärker im Bereich der Kunstvermittlung zu engagieren und besonders jungen Frauen Mut zu machen, ihre künstlerische Entwicklung voranzutreiben. Ungeachtet wohin das Leben sie treibt.
Die Zeit ist reif!
Dass Helga Ntephes Biografie von Brüchen und Neuerfindungen geprägt ist, dürfte kaum jemand verwundern. Es sind aber auch gerade die vielen Zwischenstationen, die auf dem einen oder anderen Weg in ihre Arbeit eingeflossen sind.
Einem Werk, das früh mit der Abstraktion beginnt, im weiteren Verlauf die Auseinandersetzung mit afrikanischen Mythen sucht, dann den Rahmen des Analogen verlässt und sich dem Digitalen der Fotografie zuwendet, um heute wieder zu Malerei und Zeichnung zurückzukehren.
Eine künstlerische tour d‘ horizon, die jede Menge Raum für eine (Wieder)Entdeckung Helga Ntephes lässt. Mit „Trotzdem & überhaupt“ ist der Anfang schon mal gemacht.
A. Hilbert, KRAUTin Verlag 2022
Herausgeber Kunstverein Schieder-Schwalenberg / Edition Haus Bachrach
Erschienen im KRAUTin Verlag / ISBN 978-3-96703-045-7
Erhältlich über den Verlag oder in der Galerie HAUS BACHRACH
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